Die Wichtigkeit einer frühen Beifütterung von festem Futter, bereits während der Säugezeit, ist seit Jahren hinlänglich bekannt. Sie ist der Grundstein für ein problemloses Absetzen der Ferkel und für hohe Leistungen bis zur Schlachtung. In den letzten Jahren gab es einige neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Prästarterfütterung, die nun Einzug in die Praxis halten.

Durch züchterische Weiterentwicklung konnten in den vergangenen Jahren steigende Wurfgrößen und stetige Zunahmen des Muskelfleischanteils realisiert werden. Diese positiven Entwicklungen bringen jedoch auch eine Reihe an Herausforderungen mit sich. So führte dies etwa zu abnehmenden Geburtsgewichten, leichteren Ferkeln beim Absetzen und einer zunehmenden Diskrepanz zwischen dem Nährstoffbedarf der Ferkel und der Nährstofflieferung durch die Sauenmilch. Diese stellt naturgemäß nach wie vor die Hauptnahrungsquelle der Ferkel während der ersten drei bis vier Lebenswochen dar. Doch ein hochwertiger Prästarter kann hier, neben einer frühzeitigen Gewöhnung der Ferkel an Beifutter, bereits einen wesentlichen Beitrag zur bedarfsgerechten Versorgung der Saugferkel leisten. Um die Ferkel bestmöglich auf das Absetzen vorzubereiten, sollte ein Prästarter folgende drei Aufgaben erfüllen.

Das frühzeitige Beifüttern eines schmackhaften, nährstoffreichen Prästarters fördert das Enzymtraining in Magen und Dünndarm. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für den Absetzerfolg. Leistungsbetonte Prästarter mit Blutplasma sind empfehlenswert bei Spezialanforderungen, z.B. bei kleinen Ferkeln aus großen Würfen und Frühabsetzern.

• Hohe Nährstoffdichte für maximale Zunahme bis zum Absetzen
• Umami-Aroma für hohe Futteraufnahme
• Durch Micrum-Struktur auch für automatische Fütterungssysteme geeignet
• Mit Blutplasma
• Einsatz: ab dem 4. Lebenstag in kleinen Mengen einsetzen, Futtermenge bis zum Absetzen steigern

• Abwechslungsreiche Müslistruktur für intensive Beschäftigung mit dem Futter
• Maximale Anzahl an fressenden Ferkeln bereits während der Säugezeit
• Ohne Blutplasma
• Einsatz: ab dem 4. Lebenstag in kleinen Mengen einsetzen, Futtermenge bis zum Absetzen steigern

Bisher wurden Prästarter so gestaltet, dass ihre Nährstoffzusammensetzung jener der Sauenmilch sehr ähnlich ist. Vereinfacht dargestellt also so, dass diese Sauenmilch mehr oder weniger ersetzen könnten. Neue Untersuchungen zeigen jedoch, dass gerade bei Ferkeln von sehr fleischigen und schnellwachsenden Sauenlinien der Nährstoffbedarf durch die Sauenmilch nicht mehr ausreichend gedeckt werden kann. Um das Wachstumspotential der Ferkel von Beginn an voll ausschöpfen zu können bedarf es einer gezielten Ergänzung von einzelnen essentiellen Aminosäuren wie beispielsweise Threonin und Tryptophan oder dem Zusatz von verdaulichem Phosphor. Unverdauliche Faser („Rohfaser“) fehlt in der Sauenmilch zur Gänze. In der Natur nehmen die Ferkel diese durch frühzeitiges Wühlen und Erkunden der Umgebung auf. Im Stall muss sie über den Prästarter zugeführt werden, da sie für die Entwicklung des Darms und damit für die Vitalität der Ferkel eine große Rolle spielt.

Das Ziel, möglichst alle Ferkel bereits vor dem Absetzen zum Fressen zu animieren, bleibt unverändert. Neue Versuche belegen, dass neben Geschmack und Geruch des Futters auch die Struktur einen wesentlichen Einfluss auf die Attraktivität des Prästarters hat. So beschäftigen sich Ferkel länger mit dem Futter, wenn dieses aus unterschiedlichen Komponenten besteht, die sich in Farbe, Struktur und Form unterscheiden. Auch wenn das Anbieten von Müslis nicht zwingend zu einem höheren Futterverbrauch bis zum Absetzen führt, so kann die Anzahl an Ferkeln, die bis zum Absetzen bereits festes Futter aufgenommen haben, erheblich gesteigert werden. Ebenso fördert das Bekauen von groben Futterpartikeln die Speichelproduktion und damit die Produktion von Verdauungsenzymen. In Summe reduzieren all diese Faktoren das Risiko für Absetzdurchfall und fördern das Wachstum in der Ferkelaufzucht.

Bereits vor rund 2400 Jahren erkannte Hippokrates, „Der gesunde Darm ist die Wurzel aller Gesundheit“. Diese Aussage hat bis heute nicht an Gültigkeit verloren.
Die Darmmikrobiota (= Gesamtheit der Mikroorganismen im Darm) der neugeborenen Ferkel entwickelt sich in den ersten Tagen nach der Geburt. Eine gut entwickelte Darmflora fördert die Krankheitsresistenz und die Anpassungsfähigkeit der Ferkel an Stress beim und nach dem Absetzen. Eine wichtige Rolle bei der Entwicklung spielt neben der Mikrobiota der Sau auch die Bakterienflora in der Abferkelbucht, was die Wichtigkeit entsprechender Hygienemaßnahmen wie Reinigen und Desinfizieren unterstreicht. Zusätzlich kann sie über die Rohstoffwahl im Prästarter gesteuert werden. Auch hier kommen einer ausreichenden Versorgung mit unverdaulicher Faser und deren präbiotischer Wirkung entscheidende Bedeutung zu. Diese Faserquellen dienen der Darmflora als Nahrung. Zudem verhindert der Einsatz hochverdaulicher Eiweißquellen, dass unverdautes Protein in den Dickdarm gelangt und eine ungewollte Verschiebung der Mikrobiota verursacht.

Mit zunehmenden Ferkelzahlen kommt einer bedarfsgerechten Saugferkelbeifütterung noch mehr Bedeutung zu. Neueste Erkenntnisse zeigen eine nicht mehr ausreichende Nährstoffversorgung von schnell wachsenden Ferkeln durch die Sauenmilch allein auf. Moderne Prästarter zielen daher auf eine gezielte Ergänzung der Nährstoffdefizite der Milch ab. Eine abwechslungsreiche Futterstruktur in Form eines Müslis animiert die Ferkel zudem zur Beschäftigung mit dem Prästarter und führt dadurch zu einer erhöhten Anzahl an fressenden Ferkeln beim Absetzen. Sorgfältige Rohstoffauswahl und eine bedarfsgerechte Faserversorgung, bereits während der Säugezeit, fördern eine rasche Entwicklung der Darmflora und sorgen dadurch für vitale Ferkel.

Aktualisiert am 13. März 2024